Der chaldäische Patriarch Sako: “Fanatischer Islamismus muss beim ersten Erscheinen sofort mit der Wurzel ausgerissen werden”

María Laura Conte: Interview mit Patriarch Louis Sako.

Dass man endlich die Wahrheit über die Katastrophe erfährt, die die Christen im Nahen Osten erleben. Und dass das Verständnis dafür wächst, was jeder in seinem eigenen Land machen kann, um ihnen zu helfen. Das ist es, was Seine Exzellenz Louis Sako, chaldäischer Patriarch von Babylon vom Kardinalskonsistorium am 20. Oktober erwartet, das aufgrund bevorstehender Heiligsprechungen einberufen wurde, auf Wunsch des Papstes aber auch dazu dienen soll, über die schwerer Krise im Nahen Osten zu sprechen.

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“Für uns stellt dieses Treffen eine große Chance dar, ein Beweis, dass die Kirche Verantwortung fühlt, Verantwortung, informiert zu sein und den Leidtragenden der Tragödie Hilfe anzubieten. Manche prognostizieren, dass dieser Krieg drei Jahre dauern wird, andere sprechen von zehn Jahren. Was mich jetzt am meisten sorgt ist der Wintereinbruch, und dass Schulunterricht für Kinder und Jugendliche organisieren muss, und die Flüchtlinge unterstützen, die ihr Haus verloren und nun keine Heizmöglichkeit haben. Derzeit sind 120.000 irakische Christen auf der Flucht. 120.000 Menschen, die ohne irgendeine persönliche Schuld den Preis für Gewalt und Brutalität «im Namen Gottes» bezahlen, in Wirklichkeit aber im Namen finanzieller Interessen“.

– Ihr Hilferuf nach militärischer Intervention im vergangenen Sommer hat einige Wirkung gezeigt. Die USA bombardiert mit ihren Allierten ISIS im Irak. Wie beurteilen Sie diese Aktionen?

“Der einzig gangbare Weg ist Dialog. Dialog zwischen den Machthabern und Gruppierungen. Die Bomben, die vom Himmel herunterfallen, bremsen ISIS zu einem gewissen Grad. Aber sie erschweren die Lage für die Zivilbevölkerung, weil sie auch Häuser und Infrastruktur zerstören und unschuldige Menschen treffen. Die Lösung ist unmöglich ohne den Einsatz von Bodentruppen, die aus gemischten Gruppen mit der lokalen Regierung und den Kurden zusammengesetzt sein müssen. Nur so eine Koalition kann diese Völker von den extremen Islamisten befreien. Dazu brauchen wir eine langfristige Strategie, die die teuflische Ideologie zerstört, die zu Gewaltaktionen ohne Ende anstachelt. Sie stellt eine Gefahr für die gesamte Welt dar, nicht nur für den Nahen Osten. Vielleicht sogar noch mehr für den Westen, der nicht weiß, wie man mit islamischer Mentalität umgeht und der die Sprache der Extremisten nicht versteht. Die ISIS-Rebellen ermorden all das, was mit ihrem Ideal vom Islam nicht im Einklang steht. Sie leben in einer anderen Zeit“.

-Was können hier aber die Kardinäle tun?

“Es geht darum, dass den Kardinälen das Ausmaß der Tragödie zu Bewusstsein kommt. Allein das wäre schon etwas wert. Außerdem ist jeder der Anwesenden bei diesem Konsistorium seinerseits ein Multiplikator, der die Botschaft weiterträgt. Jeder müsste Druck auf seine Regierung ausüben, damit sie ihrerseits Aktionen starten, die helfen, die Christen zu befreien.

-Viele wählen die Flucht ins Ausland. Kann man dieses Ausbluten des Irak noch aufhalten?

“Auswanderung ist eine Lösung. Nur eine teilweise, aber immerhin eine Lösung. Auch sollte es kein Problem für den Westen sein, einige tausend Flüchtlinge aufzunehmen. Aber der Punkt ist, wie kann man den Menschen beistehen, die in der Heimat bleiben wollen? Alle reden von Demokratie, von Reformen und Veränderungen. Aber vor alldem brauchen wir eine veränderte Erziehung, die die „Dschihad-Mentalität“ vom ersten Augenblick ihres Erscheinens mit der Wurzel ausrottet. Nur so – durch neue Erziehungsarbeit, die die muslimischen Familien ihren Kindern und damit der künftigen Generation weitergeben, kann man überhaupt an ein Verbleiben der Christen hier denken. Und nur das garantiert auch Sicherheit für Sie im Westen. Das ist der wundeste Punkt der Extremistenideologie: ihr Ziel ist die radikale Islamisierung und Sie im Westen haben keine Erfahrung damit. Sie verstehen nicht einmal, was diese Menschen überhaupt sagen wollen. Wir müssen in die Erziehung der nächsten Generation investieren, und ihre Basis muss das Kennenlernen der anderen Seite sein, das ist ein absolutes Muss”.

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