ISTANBUL, 30. November 2014 / 07:23 am (ACI).- Der Papstbesuch 2014 könnte das Kirchenimage der praktisch zu hundert Prozent muslimischen Bevölkerung der Türkei, die ihre christlichen Mitbürger häufig diskriminiert, verändern, davon sind zwei junge türkische Katholikinnen überzeugt, die den Papst während seines Aufenthalts persönlich begrüßen konnten.
Baram ist fast 30 und hat in französischer Literatur diplomiert. „Viele Menschen hier in der Türkei verstehen das Christentum nicht oder zeigen einfach Null Interesse. Aber die Tatsache, dass der Papst hierherkommt, dass er mit den führenden Persönlichkeiten Gespräche führt und durch sein Verhalten Zeugnis gibt, ist sehr wichtig. Das Image der Kirche kann dadurch verbessert werden“.
“Die Situation verändert sich. Wir glauben fest daran. Auch wenn sich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung durch christliche Ideen angesprochen fühlt, werden sie das anderen weitergeben und der interessierte Personenkreis wird wachsen“, sagt Baram.
Elisabeth, 23, gibt ihr recht. “Ich habe befürchtet, der Papstbesuch wird aufgrund der kritischen politischen Lage abgesagt. Aber der Papst ist gekommen und es schaut so aus, als ob eine Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Orthodoxen beginnt, gemeinsam mit anderen Religionen, denn die Türkei ist ja ein islamisches Land. Die Anwesenheit von Papst Franziskus, seine so sympathische, menschliche Art, das alles kann den Prozess beschleunigen“.
Elisabeth gibt zu, dass „Papst Benedikt XVI im Jahr 2006 gekommen ist und dass sich danach nichts verbessert hat. Die Päpste bringen immer Freude und Frieden – aber es hängt dann von den Menschen im Land ab, ob das einen Veränderungsvorgang auslöst oder alles beim Alten bleibt“.
Beide jungen Frauen nahmen an der hl. Messe teil, die der Papst am 29. November in der Kathedrale zum hl. Geist in Istanbul feierte.
Baram ist Mitglied des Neokathechumenalen Weges und erwartete mit ihrer Gruppe den Papst gegenüber dem Museum der hl. Sofia. “Sobald klar war, dass der Papst näher kam, hoben wir unsere Fahnen und Plakate hoch und wollten ihn so willkommen heißen. Wir waren schon sehr früh beim Museum, haben gesungen und gebetet. Als er dann gekommen ist, war das für mich ein ganz besonderer Augenblick. Ein sehr starkes Gefühl, dass ich schwer erklären kann“.
Die hl. Messe feierte Baram vom Balkon aus mit; Elisabeth befand sich mit dem Großteil der Gläubigen im Kirchenschiff.
“Ich bin genau dort gestanden, wo der Papst vorbeigekommen ist und konnte ihm die Hand küssen, als er einzog und als er nach der Messe hinausging”, erzählt sie. Ihr Onkel Ilya wartete am Kircheneingang. „Der Papst blieb bei unserer Familie stehen, sie machten Fotos und er hat meinen kleinen Neffen gesegnet“.
Elisabeth berichtet über die Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, als Christ in einem mehrheitlich muslimischen Land zu leben. “Ich denke manchmal darüber nach, wie es wäre, wenn wir zum Beispiel in Frankreich, Italien oder Spanien leben würden. Es wäre nicht so schwierig, Christ zu sein. Ich fühle mich nicht isoliert, aber wir sind hier so eine kleine Minderheit. Und in diesen Ländern in Westeuropa habe ich Freunde, die Interesse am Glauben haben. Sie fragen mich, wie eine hl. Messe abläuft, wie oft ich in die Messe gehe usw. Und so kann ich mein Christsein besser praktizieren“.