Weihnachtsmessen mit den Flüchtlingsfamilien

DSC_0083Zu Weihnachten 2014 haben wir zum Messplan drei Hl. Messen ergänzt: zwei auf Englisch – darüber gibt es ein extra Post – und eine auf arabisch für die Flüchtlinge in der Schule.

Diese letzte war ein besonderes Erlebnis: erstens aufgrund der Lebensumstände dieser Menschen und zweitens wegen eines besonderen Geschenkes von Papst Franziskus.

Der Papst hat uns einen Brief geschrieben, der in einer der Weihnachtsmessen verlesen werden sollte. Der Eindruck seiner Zeilen war am grössten in der Schule, denn obwohl der Inhalt allen Christen im Nahen Osten galt, hatte er ganz besondere Bedeutung für die Familien, die in der Verfolgung alles verloren hatten.

Der Sekretär des Nuntius, Monsignore Jorge, richtete zu Beginn der Messe einige Worte an uns: Flüchtlingschristen ähneln dem Jesuskind in Bethlehem mehr als alle anderen Menschen. Er fasste kurz den Inhalt der Botschaft des Heiligen Vaters zusammen. Wir haben den Weihnachtsbrief fotokopiert, jedem Teilnehmer ein Exemplar überreicht und den Brief nach dem Evangelium verlesen.

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Die Worte des Papstes bekamen besonderen Klang und Kraft in dieser improvisierten Kirche in einem Klassenzimmer, vor einer Gruppe Menschen, die wie das Jesuskind in armseligen Umständen hausten, weit weg von ihrem Wohnort, auf der Flucht vor Mächten, die ihnen nach dem Leben trachten.

Wenn man während dem Verlesen der Weihnachtsbotschaft in die Gesichter der Menschen schaute, waren Tränen der Rührung zu erkennen. Wie treffend hatte es der Papst ausgedrückt: “für viele von Euch werden sich die Klänge der Weihnachtslieder mit Tränen und Seufzern mischen”.

So nah spürten sie die Sorge des Heiligen Vaters, und waren innerlich tief berührt. “Ich denke besonders an die Kinder, die Mütter, die alten Menschen, an die Vertriebenen und die Flüchtlinge, an alle, die Hunger leiden, an die, welche die Härte des Winters auf sich nehmen müssen ohne ein schützendes Dach über dem Kopf. Dieses Leiden schreit zu Gott und ruft uns alle zum Einsatz auf, im Gebet und in jeder Art von Initiative. Allen möchte ich meine Nähe und Solidarität wie auch die der ganzen Kirche bekunden und ihnen ein Wort des Trostes und der Hoffnung zusprechen”.

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Man spürte seine Nähe aus jedem Satz: “Mögen die Schwierigkeiten Euch immer Anlass sein, Zeugnis für Jesus zu geben! Eure Gegenwart selbst ist für den Nahen Osten kostbar. Ihr seid eine kleine Herde, doch mit einer großen Verantwortung in dem Land, wo das Christentum entstanden ist und sich ausgebreitet hat. Ihr seid wie der Sauerteig in der Masse. An erster Stelle noch vor vielen, von allen gewürdigten Werken der Kirche im Bereich des Erziehungs- und Gesundheitswesens oder in den Hilfswerken sind die Christen, seid Ihr der größte Schatz für die Region. Danke für Eure Standhaftigkeit”!

Und mehr noch für die, die in der Verfolgung geliebte Familienmitglieder verloren haben: “Die Situation, in der Ihr lebt, ist ein starker Aufruf zur Heiligkeit des Lebens, wie Heilige und Märtyrer aller kirchlichen Zugehörigkeiten beweisen. In Liebe und Verehrung denke ich an die Hirten und die Gläubigen, denen in letzter Zeit das Opfer des Lebens abverlangt wurde, oft nur aufgrund der Tatsache, dass sie Christen waren. Ich denke auch an die Entführten”.

Alle fühlten sich angesprochen: “Ich bete, dass Ihr die brüderliche Gemeinschaft nach dem Vorbild der ersten Jerusalemer Gemeinde leben könnt. Die von unserem Herrn gewollte Einheit ist in diesen schwierigen Momenten nötiger denn je; sie ist ein Geschenk Gottes, das an unsere Freiheit appelliert und unsere Antwort erwartet…
Liebe christliche Schwestern und Brüder im Nahen Osten, Ihr habt eine große Verantwortung und seid nicht allein bei ihrer Bewältigung. Darum wollte ich an Euch schreiben, um Euch zu ermutigen und um Euch zu sagen, wie wertvoll Eure Gegenwart und Eure Mission in diesem vom Herrn gesegneten Land sind. Euer Zeugnis tut mir so gut. Danke! Jeden Tag bete ich für Euch und Eure Anliegen. Ich danke Euch, weil ich weiß, dass Ihr in Euren Leiden für mich und meinen Dienst für die Kirche betet. Ich hoffe sehr, dass mir die Gnade zuteil wird, persönlich zu kommen, um Euch zu besuchen und Euch zu trösten und zu stärken”.

DSC_0141Es ist nicht leicht, die Stimmung während der Heiligen Messe zu beschreiben. Das Leid um Christi willen drückte auf der Brust, machte zugleich die Vereinigung mit dem Messopfer irgendwie “echt” und gab Christi Frieden zuruück. Am Schluss der Messfeier kamen alle Gläubigen nach vorne und küssten die kleine Jesusfigur, die aus jerusalemer Ölbaumholz geschnitzt ist. Ein Ausdruck dafür, dass die “Geburt des Sohnes Gottes in unserem menschlichen Fleisch ein unsagbares Geheimnis des Trostes ist”. » Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten « (Tit 2,11). Und deswegen erfüllte Freude unsere Herzen. Eine tiefe und ruhige Freude. Eine ganz echte Freude!

Wir danken Gott für die wunderschöne Weihnacht, der Er uns geschenkt hat.
Wir danken dem Heiligen Vater für seine aufmunternden Worte: ”
In besonderer Weise möchte ich meine Wertschätzung und meinen Dank Euch bekunden, liebe Mitbrüder im patriarchalen, bischöflichen und priesterlichen Dienst sowie Euch Brüdern und Schwestern im Ordensleben, die Ihr den Weg Eurer Gemeinschaften fürsorglich begleitet. Wie kostbar ist die Gegenwart und die Tätigkeit derer, die sich gänzlich dem Herrn geweiht haben und ihm in ihren Mitmenschen – vor allem in den am meisten Bedürftigen – dienen und so seine Größe und seine grenzenlose Liebe bezeugen! Wie wichtig ist die Gegenwart der Hirten bei ihrer Herde, vor allem in schwierigen Zeiten”!

Wir danken allen, die uns mit ihrem Gebet und Opfer begleiten.

Und wir danken allen Christen für das Beispiel ihres Lebens.

Frohe Weihnachten!

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