In der Bagdader Kathedrale wurde am 27. Dezember von unserer Schwesterngemeinschaft “Töchter Mariens” in den Räumen der Schule ein kleines Fest organisiert.
Unsere Familien konnten sich für den Anlass “feierlich” anziehen, denn in den Wochen vor Weihnachten haben die Schwestern von anderen Kirchen, Organisationen und Privatpersonen eine Menge Sachspenden bekommen, unter anderem viel Kleidung. Im Moment der Flucht konnten die meisten ja nur die Kleidung mitnehmen, die sie gerade am Leib trugen.
Der erste Programmpunkt der Feier war eine feierliche Heilige Messe. Das Vaterunser wurde auf aramäisch, der Muttersprache Jesu Christi, gesungen, und zwar in der syrischen Variante. Ich habe die Sänger gebeten, nach der Messe das Vaterunser noch einmal zu singen und habe es für unsere Leser gefilmt – leider ist die Aufnahme nicht besonders gut – denn ich musste mit meinem Fotoapparat filmen. Unsere Sänger sind keine ausgebildeten Künstler, sondern Menschen aus dem einfachen Volk. Außerdem sind sie aus verschiedenen Pfarren zusammengewürfelt und haben vorher keine Chorprobe abgehalten.
Was Sie hören, ist eine Aufnahme von christlichen Flüchtlingen, die ihrem himmlischen Vater das Gebet singen, das uns Christus gelehrt hat und dazu in der Sprache, in der es uns Christus beigebracht hat.
Es sind Christen, die sich in einer schrecklichen Verfolgungssituation dafür entschieden haben, zu ihrem Erlöser treu zu stehen. Nun bitten sie ihren Vater Gott, dass Sein Name geheiligt werde, dass Sein Reich komme, dass Sein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden. Sie bitten Ihn um das tägliche Brot, dass er ihre Sünden vergebe und dass sie selbst denen vergeben, die sich gegen sie versündigt haben; dass Er sie nicht in Versuchung führe und sie vom Bösen befreie. Und wie es hier Brauch ist, fügen sie noch hinzu: denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit, amen.
Das Predigtthema war die Beziehung zwischen dem Weihnachtsfest und dem Martyrium. So wie wir hier in Bagdad haben auch diese Menschen Bekannte und Verwandte, die aufgrund ihrer Glaubenszugehörigkeit umgebracht wurden. Das Martyrium ist eine tagtägliche Realität in unserem Land. Oder wie wir sagen: Es gehört zum Programm.
Nach der Heiligen Messe sind wir in den Pfarrsaal gegangen und es begann das festliche Mittagessen, das die geweihten Laienmitglieder vorbereitet hatten.
Es wurde ein schöner Tag für alle Teilnehmer, und auch für uns.
Frohe Festtage!