Joseph Fadelle: “Ich würde mein Leben gern für Christus geben”

Buenos Aires (AICA): Joseph Fadelle – unter diesem Namen ist er mittlerweile bekannt – wurde als Mohammed al-Moussaoui geboren, als ältester Sohn einer der mächtigsten und einflussreichsten schi’itischen Familien im Irak. Als er Christ wurde, übergaben ihn die eigenen Brüder den Schergen von Saddam Hussein, er wurde ins Gefängnis gesteckt und systematisch gefoltert. Auf seiner kurzen Reise nach Buenos Aires erzählt er die beeindruckendsten Stationen seines Lebens.
Erst viele Jahre nach seiner Bekehrung konnte sich Joseph taufen lassen und nach Frankreich fliehen. Seine Geschichte erzählt er in der Autobiographie “Das Todesurteil”.
– ¿Warum glauben Sie, dass es wichtig ist, Ihre Geschichte zu verbreiten, vor allem unter Jugendlichen?
– Christus möchte jeden Menschen als Freund haben. Er ruft uns ständig, auch wenn wir distanziert zu seiner Botschaft sind. Ich denke, dass die beste Art, mit Christus zu leben ist, das, was man selbst erlebt hat, anderen weiterzugeben und vor allem die zu bestärken, die es am meisten brauchen. Heute ist es vor allem für junge Menschen nicht einfach, sich für Christus zu entscheiden.
– Sie haben nicht nur ihren Namen gewechselt, sondern ihre ganze Familie verlassen, weil Sie den Ruf Christi verspürten. Hat es Ihnen denn nie leid getan?
– Nein. Wenn ich die Uhr zurückdrehen und noch dazu voraussehen könnte, wieviel ich zu leiden hätte, würde ich alles noch einmal genau so machen. Ich glaube, dass Gottes Hand hinter all dem gesteckt ist. Die Trennung von der Familie war sehr schwer für mich, aber ich wusste, dass sie den Islam nicht aufgeben können. Noch heute bete ich dafür, dass sie meine Bekehrung eines Tages verstehen können. Eine meiner Schwestern hat sich Jahre später taufen lassen und lebt heute auch in Frankreich. Man muss immer Hoffnung haben.
– In den Jahren, in denen Sie Ihren Glauben im Verborgenen lebten und als Sie aus dem Irak flüchteten, haben Sie wunderbare Menschen kennengelernt. Sind Sie weiterhin mit ihnen in Kontakt? Und auch die Frage nach dem Kontakt mit Ihrer Familie…
– Ja, Gott sei Dank habe ich mit den Christen, die auf die eine oder andere Weise meine Bekehrung begleitet haben, wieder Kontakt aufnehmen können. Internet und die neuen Medien erleichtern das sehr. Allerdings leider nicht mit meiner Familie, weil sie weiter als Moslems leben. Es hat mir sehr weh getan zu erfahren, dass mein Vater auf seinem Totenbett meinen Namen gerufen hat und dass er geglaubt hat, ich komme nach Hause zurück und alles würde wieder so sein wie früher. Aber das hat meinen Glauben an Christus nicht zum Wanken gebracht. Momentan telefoniere ich alle paar Monate mit einem meiner Brüder. Ich weiss, dass sie mir noch nicht vergeben haben, aber ich habe ihnen alles vergeben, was sie mir angetan haben. Das ist mir eigentlich am schwersten gefallen. Es hat viele Jahre gedauert, aber irgendwann konnte ich es.
-Haben Sie Angst vor der Fatwa (dem islamischen Todesurteil), die gegen Sie ausgesprochen wurde?
– Nein. Ich habe keine Angst. Es würde mich glücklich machen, wenn ich mein Leben für Christus hingeben könnte. Ich fürchte mich nicht davor, als Märtyrer zu sterben. Wenn ich verreise, habe ich keine Angst, es könne mir etwas passieren. Ich weiss ja, dass ich in Gottes Hand bin.
– Einmal hat Ihnen jemand gesagt, dass er seine Bekehrung zum Christentum Ihnen verdankt, nachdem er Ihr Zeugnis gehört hatte. Sind Sie sich bewusst, welche Konsequenzen Ihre Geschichte für andere haben kann?
– Ich habe viele Leute kennengelernt, die den Glauben angenommen haben. Aber ich fühle mich weder als ein Beispiel noch als ein Held. Wenn sich jemand so verändert wie ich mich verändert habe, wenn jemand das durchgemacht hat, was ich durchgemacht habe, dann kann das nur durch die Kraft Christi in ihm geschehen. Ich komme mir nicht wichtig vor. Ich bin einfach ein Werkzeug in Gottes Hand.
– Glauben Sie, dass der Krieg zwischen Moslems und Christen, der den Nahen Osten peinigt, eines Tages zu einem Ende kommen kann? Welche Botschaft haben Sie für die Christen, die wegen ihres Glaubens willen verfolgt werden?
– Ich glaube nicht, dass es irgendwann zu einer Aussöhnung kommen wird. Moslems sehen ihre Religion als die Übergeordnete. Der Islam kam nach dem Christentum und dem Judentum und daher meinen sie, ihre Religion sei eine Synthese der vorherigen Glaubensbekenntnisse. Aber bitte: verwechseln Sie nicht den Islam mit den Moslems. Ein Moslem ist ein Mensch wie wir, Moslem zu sein ist ja keineswegs ein Synonym für Extremismus, Tod und Leid. Wir müssen für diese Menschen beten. An meine Brüder im Nahen Osten kann ich nur den Apell richten, dass sie die Hoffnung nicht verlieren. Wenn sie an Christus glauben, sind sie nie allein! Sie sollen keine Angst haben! (Interview: María Rosario Savini)

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