Missionspriester, lebt erst seit vier Jahren im Irak, kann aber aufgrund seiner zehnjährigen Lebenserfahrung in Israel, Ägypten und Jordanien, wo er ein umfassendes Bild von den Herausforderungen bekommen hat, vor die heute die christlichen Teile der einheimischen Bevölkerung gestellt sind, mit gutem Recht als Nahostexperte bezeichnet werden.
Die Wahrheit über das, was im Irak geschieht, muss unbedingt verbreitet werden, “denn wir befinden uns inmitten eines Genozides mehrerer Volksgruppen, vor dem die Welt die Augen verschliesst”.
“Der Gründes des Institutes des Menschgewordenen Wortes, dem ich angehöre, forderte von uns, dass wir dort leben sollten, wo niemand anderer hingehen will. Und in den Irak will derzeit keiner”, sagt er während des Madrider Kongresses “Wir alle sind Nazarener” gegenüber ACI Prensa.
Das Leben in der irakischen Hauptstadt Bagdad sei komplex, berichtet er, und fügt optimistisch hinzu, dass es nicht unmöglich sei wie etwa in Mossul. “Trotzdem lauert permanent Gefahr”. Die Situation in Bagdad habe sich eigentlich in den letzten 10 Jahren kaum verändert. Statistisch gesehen kommt es zu acht bis zehn Anschlägen pro Woche. “An manchen Tagen gibt es keinen einzigen, am nächsten dafür wieder mehrere”, präzisiert der Missionar.
Don Luis greift die “Verschwörung des Verschweigens” der globalen Kommunikationsmittel in Bezug auf die Geschehnisse im Nahen Osten und speziell im Irak an. “Es kann doch nicht sein, dass in Frankreich zwölf Menschen ermordet werden und ganz Europa auf die Strasse geht. Am nächsten Tag werden 30 in Nigeria umgebracht und es wird darüber in einem kleinen Kommentar am Rande berichtet!”
Danach steigt die Zahl der Opfer in Nigeria auf 2000, dazu 180 in Kenia, und die Berichterstattung sei wieder dürftig. Ein spanischer Abgeordneter behauptete kürzlich, es handle sich nicht um Anschläge gegen Christen, sondern generell gegen die Menschheit. “Aber in Kenia drohten die Terroristen: Wer den Koran rezitieren kann, darf gehen, wer nicht, wird umgebracht, weil er Christ ist. – Und diese Menschen wurden alle getötet”.
“Nach dem Einmarsch im Irak kam es zu einem Machtvakuum im Lande, das zu verschiedensten gewalttätigen lokalen Konflikten führte”. Und: “Im Islam gibt es kein Verzeihen als Tugend, Verzeihen wird immer als Schwäche, als etwas Negatives ausgelegt”.
Die anschwellenden Machtkämpfe führten zu immer mehr Gewalt, die inzwischen an der Tagesordnung ist. “Auge um Auge, Zahn um Zahn – das heisst heute: Bombe als Vergeltung für Bombe und Attentat für Attentat”. In einem solchen Umfeld können Fundamentalisten wie der ISIS leicht wachsen. In Montes’ Augen sind die “Verantwortlichen im sogenannten Islamischen Staat Kinder des Teufels, weil sie die Werke tun, die die Handschrift des Bösen tragen”.
Wie kann es in so einer Situation zu Frieden und Vergebung kommen? Der Missionspriester erinnert an die Worte des Heiligen Papstes Johannes Paul II: “Kein Friede ohne Gerechtigkeit und keine Gerechtigkeit ohne Vergebung”.
Als Priester sei er, so Don Luis, “ein privilegierter Zeuge des Kampfes zwischen Gut und Böse, zwischen Gott und dem Teufel, der sich im Innern jedes Menschen abspielt. Das sei ein sehenswertes Schauspiel, denn Gott besiegt letztlich den Teufel und der Mensch, der das akzeptiert, wird zu einem Kind Gottes, das zum ewigen Leben berufen ist. Diese Kämpfe ereignen sich in jedem menschlichen Herz, aber in einem Land, in dem Gewalt normal und allgegenwärtig ist, kommen sie viel deutlicher zum Ausdruck”.
Montes erinnert, dass es weiterhin Millionen an Vertriebenen im Nahen Osten gebe. Menschen, die alles zurücklassen mussten, um das nackte Leben zu retten. Er bittet in erster Linie um Gebet, denn “das Gebet kann Berge versetzen”. “Das Gebet von Papst Franziskus gemeinsam mit allen Christen hat den letzten Anschlag, der in Syrien geplant war, verhindert. Es muss gebetet, mehr gebetet werden. Gott weiss, was wir brauchen, aber es scheint uns gut zu tun, wenn wir soviel dafür bitten müssen und uns durch dieses Bittgebet mehr mit ihm vereinigen”.
Dann wiederholt er: “Die offene Berichterstattung muss garantiert werden. Ganze Völker stehen vor der Gefahr des Genozids und die Welt bekommt das nicht mit”.
Und sein letzter Apell: Materielle Hilfe wird dringend benötigt, “denn die Flüchtlinge haben nichts, sie sind auf Menschen guten Willens angewiesen. Sie haben alles verloren: Häuser, persönliche Habseligkeiten, die Ersparnisse ihres Arbeitslebens. Die Kinder versäumen Schuljahre und setzen ihre berufliche Zukunft aufs Spiel”.
Don Luis erklärt, dass er mit seinem Blog Freunde des Irak einen Kanal aufgebaut hat, durch den kleine Spenden bearbeitet werden können, “die wir denen weitergeben, die es am härtesten getroffen hat”. Die Kirche bemüht sich sehr um die Flüchtlinge, aber immer sind da noch Einzelne, die nicht oder nur ungenügend von den Spenden erreicht werden”.
“Diesen Familien versuchen wir zu helfen. Dank der Spenden aus der ganzen Welt ist es uns gelungen, im vergangenen Winter Menschenleben zu retten, buchstäblich vor dem Verhungern und Erfrieren”.